Vorträge 2015

Montag, 5. Januar 2015
Alpenpflanzen – Endemiten von den Ligurischen Alpen bis zum Wiener Schneeberg
Herbert Sauerbier, Lauchringen, Deutschland
In den Alpen kommen etwa 4'000 Pflanzenarten vor. Mit etwas über 400 Arten liegt der Anteil an Endemiten bei etwa 10%. Im Vortrag werden die schönsten und seltensten Arten und Unterarten präsentiert. Außerdem wird auf die Verbreitung und die Gefährdung der einzelnen Arten eingegangen.

Montag, 19. Januar 2015
Von der Sonora-Wüste in Arizona bis in die Redwood-Wälder Nordkaliforniens
Sabine Tschäppeler, Stadtgrün Bern
Der äusserste Westen der USA ist von Extremen geprägt und beeinflussen die Muster der Vegetation: Dauernde hohe Luftfeuchtigkeit an den Küsten bis extreme Trockenheit im Landesinnern, Meereshöhe bis zu den 4000er- Gipfeln der Sierra Nevada aber auch permanente seismische Aktivitäten. Eine Reise von Arizona bis Kalifornien spürte diesem Muster nach. Gezeigt werden Kontraste, Strukturen und Blütenpracht der typischen Vegetationseinheiten, von den baumähnlichen Saguaro-Kakteen in der Sonora-Wüste an der Grenze zu Mexiko, durch die Colorado- und Mojave-Wüste, nordwärts durch das Owens Valley, bis zu den Küsten-Redwoods in Nordkalifornien.

Montag, 2. Februar 2015
Banksien und Känguruhpfoten – Flora und Vegetation von Westaustralien
Adrian Möhl, Info Flora, Bern
Westaustalien ist eines der fünf mediterranen Gebiete der Erde und weist eine äusserst reiche Flora und abwechslungsreiche Vegetation auf. Besonders die Familie der Proteaceen ist hier besonders vielfältig vertreten. Ein botanischer Rundgang zwischen Perth und Esperance ist eine Ergänzung zu den letztjährigen Vorträgen zur Flora und Vegetation Ostaustraliens.

Montag, 26. Januar 2015
Blumen Mittelamerikas
Jacqueline van Leeuwen & Dr. Pim van der Knaap, Institut für Pflanzenwissenschaften, Uni Bern
Die Tropen sind ein dankbares Reiseziel für Hobby-Botaniker, die sich für einheimische und invasive Pflanzen in der Natur sowie in Gärten interessieren. Wir werden eine bute Auswahl von Blütenpflanzen und Farnen sowie dem einen oder anderen Moos, Vogel oder weiteren Tieren von verschiedenen Reisen von Costa Rica, Florida und den Karibischen Inseln zeigen.

Montag, 16. Februar 2015
Wo wächst was im Waadtland?
Dr. Christophe Bornand, Info Flora, Bern
Seit 10 Jahren sammeln die waadtländischen FloristikerInnen ihre Funde in einer gemeinsamen Datenbank, die zurzeit 62'000 Fundmeldungen enthält. Da die Verbreitung der meisten Arten aber dennoch ungenügend bekannt ist, lancierte die botanische Gesellschaft Waadt im Jahr 2013 ein Projekt namens “Atlas de la flore vaudoise”. Der Vortrag wird einen Überblick über die floristischen Schätze des Kantons Waadt geben und die Herausforderungen eines Inventars von 2'000 Arten auf 3'212 km² aufzeigen. Sicherlich eine Inspirationsquelle für ein zukünftiges Inventar im Kanton Bern?

Montag, 23. Februar 2015
Botanisieren bei den Griechischen Göttern – Die Pflanzenwelt Kretas
Dr. Stefan Eggenberg, Info Flora, Bern & Beat Fischer, BOGA, Bern
Kreta war bereits bei den Griechischen Göttern ein beliebter Fleck. Sei es der Geburtsort von Zeus, das Labyrinth des Minotauros oder der berühmte Flug von Daidalos und Ikaros, auf dieser grössten griechischen Insel fühlten sich die Götter wohl. Auch der Pflanzenwelt behagt das mediterrane Klima und die bis knapp 2500 m hohen Gebirgsketten. Im Laufe der Zeit entwickelte sich eine enorme Artenvielfalt mit rund 1735 einheimischen Arten, wovon 10 % als endemisch gelten. Aufgrund zweier Reisen im März und Mai 2014 vermitteln wir einen Eindruck in diese göttliche Flora und zeigen die bezaubernde Felsen-Tulpe (Tulipa saxatilis), die mitten im Orchideen-Hotspot des Omalos-Plateaus gedeiht, den Griechischen Lotwurz (Onosma graecum) am Berg Jouchtas, der auch schlafender Zeus genannt wird, den Kretischen Ebenholzstrauch (Ebenus cretica), ein Endemit mit rosaroten Blüten oder die Kretische Dattelpalme (Phoenix theophrasti), die nur an wenigen Standorten auf Kreta und an der Südwestküste der Türkei vorkommt.

Montag, 26. Oktober 2015
The alpine flora and vegetation of Iranian mountains
Jalil Noroozi, Department of Botany, Natural History Museum Vienna
Der Vortrag wird auf Englisch gehalten, zeigt aber zahlreiche Pflanzenbilder aus der von J. Noroozi veröffentlichten Feldflora “Flora of the Iranian mountains” und dürfte so auch für nicht englischsprachige Zuhörer unterhaltsam sein.

Iran is a typical mountainous country in South-West Asia. The alpine habitats of Iran are scattered among the major mountain systems and mainly occur above 3000 m a.s.l. The alpine flora has an Irano-Turanian origin and overlaps with the one of Anatolia, the Hindu Kush and the Caucasus with 23%, 20% and 19% of species in common, respectively. In these habitats around 700 alpine vascular plant species are known and more than 50% of them are endemic or subendemic to Iran. Various vegetation types developed in the high altitudes of Iran due to the diverse topography and climate. The subalpine zone of the Iranian mountains is dominated by umbelliferous vegetation types, the vast areas of the alpine zone by thorn-cushion grasslands, and the snow-bed vegetation is confined to depressions and runnels. The high alpine and subnival scree grounds are covered by open vegetation types with low species richness. In general, the species composition and vegetation mosaic of these habitats are mainly affected by the duration of snow cover.

Iran ist ein typisches Gebirgsland im Südwesten von Asien. Die alpinen Lebensräume Irans sind über die wichtigsten Gebirgsmassive zerstreut und finden sich meist ab 3000 m ü. M. Die alpine Flora ist irano-turanischen Ursprungs, vermischt sich aber mit Elementen aus Anatolien, dem Hindu Kusch und dem Kaukasus, mit jeweils 23%, 20% bzw. 19% gemeinsamen Arten. Aus diesen Lebensräumen sind ca. 700 alpine Gefässpflanzen bekannt und mehr als 50% davon sind endemisch oder subendemisch für den Iran. Durch mannigfaltiges Relief und Klima haben sich verschiedenste Vegetationstypen entwickelt. Die subalpine Zone der Iranischen Gebirge wird durch Doldenblütler-Vegetationstypen geprägt, während die weiträumigen alpinen Gebiete aus Dornpolster-Rasen aufgebaut sind neben denen sich Schneetälchen in Mulden und Rinnen etablieren. Die hochalpinen und nivalen Schuttfluren zeigen eine sehr lückige, artenarme Vegetation. Hier sind die Artenzusammensetzung und das Vegetationsmosaik stark abhängig von der Dauer der Schneebedeckung.

Montag, 2. November 2015
Pflanzenvielfalt und botanische Delikatessen Nordwestchinas
Jürg Stöcklin, Botanisches Institut, Universität Basel
Nordwestchina, insbesondere die im Norden an Tibet angrenzende Gebirgslandschaft der „Drei Parallel fliessenden Ströme“ (Saluen, Mekong , Yangtse) ist berühmt für seine mystischen Landschaften (Shangri-La) und seine enorme Biodiversität. Im 19. und anfangs des 20. Jahrhunderts sammelten „Pflanzenjäger“ aus Europa und Amerika u.a. hier einen massgeblichen Teil unserer Zierpflanzen. In diesem Gebiet kommen über 6000 Arten vor (auf 0,2% der Landfläche Chinas). Gattungen wie Rhododendron, Primula, Pedicularis oder Meconopsis haben hier ihr Diversitätszentrum. Der Vortrag ist ein Reisebericht über blühende Rhododendron-Wälder, die erstaunliche Sikkim-Rhabarber mit ihrem stolzen Blütenstand und viele andere alpine Pflanzen vom „Dach der Welt“.

Montag, 16. November 2015
Madagaskar − Vegetationszonen, Endemismus und Lösungsansätze zur Erhaltung der Biodiversität
Carsten Hobohm, Abteilung Ökologie, Universität Flensburg
Während mehrwöchiger Forschungsreisen auf dieser in vielerlei Hinsicht einmaligen Insel im Indischen Ozean hat der Referent versucht, die verschiedenen Vegetationseinheiten mit ihren Endemiten, die anthropogenen Einflüsse in der Natur und mögliche Lösungen von Naturschutzproblemen zu studieren und zu verstehen. Nach einer kurzen Einführung in die Grundlagen des Endemismus und zur Verbreitung von Endemiten werden ausgewählte Vegetationszonen, insbesondere der Trockenbusch und Regenwald im Süden Madagaskars, einige Tier- und Pflanzenarten (u.a. Lemuren, Reptilien, Orchideen, Palmen), sowie aktuelle Lösungsansätze zur Erhaltung der Biodiversität auf der Insel vorgestellt. Dabei stellt sich auch die Frage, ob die globale Erwärmung und invasive Arten tatsächlich eine massive Bedrohung für die Diversität darstellen.

Montag, 14. Dezember 2015
Bergwälder in Ecuador – ein Schutzprojekt des Botanischen Gartens Basel
Heinz Schneider, Botanisches Institut der Universität Basel
Die ecuadorianischen Berg- und Nebelwälder an der Grenze zu Kolumbien gehören zu den arten- und endemitenreichsten Lebensräumen der Welt. In einer Höhenlage von 1'500 bis 2'000 m ü. M. erreicht die Vielfalt der Epiphyten ihr Maximum. Jeder Baum ist dort ein kleiner Botanischer Garten. In diesen relativ dünn besiedelten Gebieten sind immer noch grosse Primärwälder vorhanden, die nun aber zunehmend gerodet werden, um zwei Jahre lang Fruchtkulturen zu betreiben. Danach ist der Boden zerstört. Der Wald gehört den lokalen Bauern und kann relativ günstig erworben werden. Der Botanische Garten Basel engagiert sich seit 2013 für den Auf- und Ausbau eines dringend benötigten Waldreservates (Dracula Forest Reserve).