Exkursionen 2022

Flyer BBG Exkursionsprogramm 2022

Donnerstag, 21. April 2022 «Grünalgen und der Schritt an Land»
Wie alles begann – Auftaktveranstaltung zur Evolutionsjahr der BBG

Treffpunkt: 17 Uhr beim Hörsaal Botanischer Garten Bern
Dauer: Abendveranstaltung
Schluss: ca. 18.30 Uhr

Leitung: Katja Rembold und Adrian Möhl

Zum Auftakt des Evolutionsjahres der BBG begeben wir uns auf einen Spaziergang durch die Evolution der Pflanzen. Wir beginnen mit den Grünalgen im Wasser und gehen gemeinsam den entscheidenden Schritt an Land, der nicht nur unser Klima nachhaltig veränderte, sondern auch zahlreiche Anpassungen erforderte. Einige der urtümlichen Pflanzengruppen sind inzwischen ausgestorben und nur noch als Fossilien erhalten. Es gibt aber auch «lebende Fossilien», also Pflanzen, die sich seit Jahrmillionen kaum verändert haben. Andere Pflanzen wiederum haben sich mit der Zeit immer weiterentwickelt und konnten sich so an bestimmte Lebensräume oder Bestäuber anpassen. Im neuen Evolutionsgarten des Botanischen Gartens der Universität Bern können wir diese Entwicklungen und Anpassungen in wenigen Schritten selbst erleben. Von den Moosen als ersten Landpflanzen bis hin zu den weitentwickelten Eudikotyledonen beobachten wir, wie die verschiedenen Gruppen sich den Herausforderungen eines terrestrischen Lebens gestellt haben und wie sie nach und nach immer unabhängiger vom Wasser geworden sind – oder teilweise auch sekundär wieder ins Wasser zurückgekehrt sind.

Samstag, 23. April 2022 «Nacktsamer»
Urtümliche Samenpflanzen im Wallis

Treffpunkt: 10.30 Uhr, Montagnon (Leytron) (8.07 Uhr Bern ab)
Dauer: ganzer Tag
Rückreise: 17.45 Uhr Saillon ab, 19.54 Uhr Bern an

Leitung: Stefan Eggenberg und Hannah Inniger

Der Frühling ist eine herrliche Zeit für Wanderungen durch südexponierte Hänge im Wallis. In trockenen Hängen, Reben und Felsensteppen kann es bei gutem Wetter für diese Jahreszeit beinahe heiss werden und die Flora ist im Vergleich zu vielen anderen Orten ein Sprung voraus. An diesem Tag wandern wir von Montagnon etwa 400 Höhenmeter nach Saillon ins Rhonetal hinunter und achten uns auf dem Weg auf verschiedene Nacktsamer (Gymnospermen). Neben Juniperus nana, Taxus baccata und Picea abies gehört auch das Schweizer Meerträubel (Ephedra helvetica) zu diesen ursprünglichen Samenpflanzen. Ephedra helvetica kommt in der Schweiz ausschliesslich im Wallis in nur kleinen, isolierten Populationen vor und ist national geschützt. Sie wächst in offenen Beständen an südexponierten Hängen und ist durch Herbizide, Konkurrenz und Ausweitung von Rebparzellen gefährdet. Augen auf also in Felsenheiden – mit etwas Glück lässt sich das grüne, besenartige Sträuchlein finden!

Samstag, 21. Mai 2022: «Blütenpflanzen – Monokotyle zum Ersten»
Schmal im Fokus – Gräser & Co und das Projekt COMECO

Treffpunkt: 9.15 Uhr, Bahnhof Solothurn (8.35 Uhr Bern ab)
Dauer: Führung 9.30 bis ca. 12 Uhr, Gemeinsames Botanisieren und Fotografieren 13 bis 16.30 Uhr
Rückreise: ca. 17 Uhr ab Solothurn

Leitung: Lucienne de Witte

Diese Exkursion führt uns an die Aare und den Jurasüdfuss bei Feldbrunnen neben Solothurn. Wir spazieren durch eine reizvolle Landschaft, wo wir am Flussufer, am Ackerrand und im lichten Laubwald verschiedenste blühende Gräser sowie mehr oder weniger seltene Moose auf Findlingen antreffen werden.

Unterwegs stellt Lucienne de Witte die Mobiltelefon-App «FlorApp» vor, mit welcher Pflanzenfunde einfach und unkompliziert an das Nationale Daten- und Informationszentrum der Schweizer Flora (Info Flora) gemeldet werden können. Zudem soll das Fotografieren der Pflanzen im Fokus stehen. Lucienne gibt den Interessierten Tipps, wie die Pflanzenmerkmale möglichst optimal erfasst werden können. Solche Fotos sind für die Bild-Datenbank von Info Flora sehr wertvoll, da sie für Weiterentwicklungen wie z.B. die Bilderkennung genutzt werden. Als Ausblick zeigt Lucienne weitere Mobiltelefon-Apps, die im Feld nützlich sein können, wie z.B. die Flora-Helvetica-App oder PlantNet. Wer möchte, kann «FlorApp» auf dem eigenen Mobiltelefon installieren. Die App kann gratis im Internet bezogen werden.

9.15 Uhr Besammlung beim Bahnhof Solothurn, auf dem Busperron/beim Taxistand

9.30 – 12 Uhr Spaziergang entlang der Aare nach Feldbrunnen (Führung zum Thema «Gräser & Co und das Projekt COMECO» mit Lucienne de Witte)

12 – 13 Uhr Verpflegung aus dem Rucksack oder im Restaurant Pintli (Riedholzstrasse 1, 4532 Feldbrunnen/SO; bei Anmeldung bitte vermerken für eine Reservation)

13 – ca. 16.30 Uhr Gemeinsames Botanisieren und Fotografieren im lichten Wald (bei heissem Wetter in der Verenaschlucht). Rückkehr individuell.

Samstag, 4. Juni: «Blütenpflanzen – Dikotyle»
Netzaderigen und Erfolgreichen auf der Spur (mit Blitzinventar!)

Treffpunkt: 10 Uhr Gspon Bergstation
Dauer: ganzer Tag
Rückreise: ca. 17 Uhr ab Visperterminen

Leitung: Adrian Möhl

Die grösste und heute ohne Zweifel erfolgreichste Pflanzengruppe sind die Zweikeimblättrigen Bedecktsamer. Wer möglichst viele verschiedene Arten dieser Gruppe sehen möchte, hat die Qual der Wahl – aber das Wallis ist dazu immer gut geeignet. Damit diese Gruppe mit den schönen netzaderigen Blättern den Platz kriegt, den sie verdient, wollen wir ihr einen ganzen Tag in einem Gebiet widmen, wo sie bisher zu wenig festgehalten wurden. Dafür eignet sich die Region Visperterminen besonders gut, ist sie doch von Bern aus im Nu zu erreichen.

Wir treffen uns an der Bergstation Gspon und von dort aus geht es via Waldegga nach Visperterminen. In Waldegga werden wir ein Blitzinventar für Info Flora machen und werden neben vielen «Dikotylen» auch Farne und «Monocots» festhalten. Neben hoffentlich vielen spannenden Pflanzenfunden wollen wir an diesem Tag auch etwas zur Gruppe der Zweikeimblättrigen als Gesamtes erfahren. Wie erkenne ich sie? Was ist der Grund, dass sie so erfolgreich sind? Welches sind die grössten Familien in dieser Gruppe? Gibt es im Wallis mehr Einkeim- oder mehr Zweikeimblättrige? Unsere Wanderung führt auf Wander- und Bergwegen und es gilt 7 km und 700 Höhenmeter zu bewältigen – wobei es meist «abwärts» geht.

Wenn die Zeit reicht, können wir uns in Visperterminen noch mit einem Schluck Wein aus den höchsten Weinbergen belohnen, bevor es dann im späteren Nachmittag (16.18 Uhr oder 17.25 Uhr) wieder zurück geht.

Samstag, 30. Juli 2022: «Blütenpflanzen – Monokotyle zum Zweiten»
Schmalblättrige auf dem Hasliberg

Treffpunkt: 9.15 Uhr Hasliberg Reuti (Gondelbahn)
Dauer: ganzer Tag
Rückreise: ca. 17 Uhr ab Hasliberg Lischen

Leitung: Steffen Boch

Je nach Vorprägung denkt man bei Gräsern an Fussballplätze, dekorativ zusammengebundene Stauden der winterlichen (Schotter-)Vorgärten oder Heuschnupfen. Die Nase voll von Gräsern haben einige nicht nur, weil sie der Pollen wegen läuft, sondern weil ihnen das Trauma eines Bestimmungsmisserfolgs nachhängt. Für andere sind Gräser einfach alle gleich. Beides führte jedoch allzu oft zur kompletten Missachtung dieser Gruppe. Tagesthema sollen neben den Süssen auch die Sauren, sowie Binsen und Simsen, also alle grasartigen (Poaceae, Cyperaceae, Juncaceae) der trockenen und feuchten Grasländer auf dem Hasliberg sein. Ziel ist es, in der Bergidylle die Angst vor der Gräserbestimmung zu nehmen und auch AnfängerInnen der Grasbotanik so manchen Bestimmungstrick zu vermitteln. Der Fokus liegt zwar auf den Windbestäubten, wir schauen aber nicht weg, sollte plötzlich eine buntblühende insektenbestäubte Art aus einer anderen Familie unser Interesse wecken. Neben der «normalen» Lupe könnte eine Lupe mit 20-facher Vergrösserung optional das Gepäck bereichern.

Strecke von Mäggisalp über Käserstatt nach Lischen ca. 6 km, 220 Höhenmeter rauf und 450 Höhenmeter runter, reine Wanderzeit ca. 2 h.

Samstag, 13. August 2022: «Farne»
Farnjagd zwischen Sulwald und Zweilütschinen

Treffpunkt: 10.05 Uhr Bergstation Sulwald
Dauer: ganzer Tag
Rückreise: ca. 17 Uhr ab Zweilütschinen

Leitung: Michael Kessler

Die feucht-schattigen Lütschinentäler beherbergen eine reichhaltige Farnflora. Was wäre naheliegender als die Gruppe der Farne im Rahmen der Evolutionsführungen in diesem Gebiet vorzustellen? Dazu kommt, dass hier die Farne noch viel zu wenig bekannt sind und es deshalb ein wahres Glück ist, wenn Michael Kessler mit seinen grossen Kenntnissen zu dieser Gruppe eine Exkursion in der Gegend von Zweilütschinen leitet.

Treffpunkt für diese Exkursion ist die Bergstation Sulwald, die mit einer kleinen Seilbahn via Isenfluh erreicht werden kann. Auch wenn Mitte August noch allerhand «Ablenkung» von den Bergblumen droht, so ist der Fokus dieser Exkursion ganz alleine bei den Farnen. Wie kann ich die einheimischen Farngattungen erkennen und wie unterscheide ich die schwierigen Arten bei der Dryopteris affinis Gruppe? Was ist an Farnen so besonders, wann sind sie entstanden und wie haben sie sich im Laufe der Evolution entwickelt – auf all diese Fragen wird Michael problemlos antworten können. Über Stock und Stein geht es von Sulwald Richtung Zweilütschinen und für Überraschungen dürfte gesorgt sein, wurde diese Gegend doch noch kaum von Farnspezialisten etwas genauer unter die Lupe genommen.


Samstag, 20. August 2022: Basale Angiospermen
Der Schatz am Gräppelensee – Besuch bei der Kleinen Teichrose

Treffpunkt: 10:45 Uhr Bushaltestelle Alt St.Johann, Dorf (7.31 Uhr Bern ab)
Dauer: ganzer Tag
Rückreise: ca. 17 Uhr Bushaltestelle Alt St. Johann, Dorf (z.B. Bus um 17.17 Uhr oder etwas früher)

Leitung: Claudia Huber

Auf dem heutigen Programm steht eine Exkursion zu einem kleinen Naturparadies im Toggenburg. Der idyllische Gräppelensee liegt auf 1’307 Metern ü.M., eingebettet in einer langgezogenen Mulde inmitten einer geschützten Moorlandschaft. Er ist nur zu Fuss erreichbar. Wir starten mit dem Aufstieg bei der Bushaltestelle «Dorf» und folgen dem Wanderweg auf der Bergstrasse am alten Kloster vorbei Richtung Vorderberg. Dort zweigen wir auf einen schmäleren Wanderweg ab, der uns an den Fuss des Mittelbergs und dann steil durch eine Schlucht hinaufführt. Nach einigen Metern Abstieg liegt dann endlich der Gräppelensee vor uns. Im See spiegeln sich bei klarem Wetter die Gipfel des Säntisgebiets. Wer sich an der wundervollen Berglandschaft sattgesehen hat, kann sich dem eigentlichen Ziel unserer Wanderung zuwenden. Laut einer geheimnisvollen Sage soll sich nämlich bei einem Stein nahe dem Gräppelensee ein verborgener Schatz befinden. Wir wissen, dass sich der Schatz mitten im See befindet und können ihn vom sicheren Ufer aus bewundern. Der Gräppelensee ist Lebensraum und einer der wenigen Standorte von zwei national hoch prioritären Pflanzenarten – dem Langblättrigen Laichkraut (Potamogeton praelongus) und der Kleinen Teichrose (Nuphar pumila). Letztere kommt in der Schweiz nur noch in vier natürlichen Populationen vor und gilt als stark gefährdet. Ihre tiefer gelegenen Bestände sind unter anderem durch die Hybridisierung mit der Grossen Teichrose (Nuphar lutea) bedroht. Bei der Umrundung des Sees entlang des Uferpfads entdecken wir im angrenzenden Flachmoor mit etwas Glück ziemlich sicher noch andere Raritäten oder sehenswerte Arten. So gedeiht Im Moorgebiet um den Gräppelensee z.B. die ebenfalls stark gefährdete und seltene Torfsegge (Carex heleonastes). Nach einem ausgiebigen Mittagspicknick und einer ebenso sättigenden botanischen Erkundungstour machen wir uns auf den Rückweg. Dieser führt uns westwärts dem Mittelberg entlang bis Risi und anschliessend im Zickzack der Südflanke des Mittelbergs hinab zurück ins Dorf Alt St. Johann.

Strecke: 7.5 km, 520 m Aufstieg und 520 m Abstieg, ca. 3 h reine Wanderzeit

Mitnehmen: Picknick und genügend Getränke, Lupe, Feldstecher (falls vorhanden), gute, feste Schuhe, (ev. Wanderstöcke), Regen-bzw. Sonnenschutz, ev. Mückenschutz, ev. Badesachen

Wichtige Information: Gute Kondition erforderlich. Durchgehende Verpflegung aus dem Rucksack.
Eine Einkehrmöglichkeit besteht ganz am Ende der Exkursion im Restaurant Rössli – nahe der Bushaltestelle «Alt St. Johann, Dorf».

Im Gräppelensee kann gebadet werden, am Nordufer steht ein Holzsteg.

Kontakt für Notfälle: 079 761 23 05 (Claudia Huber)

Samstag, 10. September 2022: «Bärlappgewächse»
Jurassic Parc und Lycopodiella inundata auf dem Niederhorn

Treffpunkt: 9.38 Uhr, Niederhorn Bergstation (8.07 Uhr Bern ab)
Dauer: ganzer Tag
Rückreise: ca. 16.30 Uhr ab Beatenberg, Tourist-Center (17.52 Uhr Bern an)

Leitung: Nora Rieder

Max. TeilnehmerInnenanzahl: 18

Um es vorwegzunehmen, auf dem Niederhorn gibt es keine Dinosaurier mehr. Jedoch findet man hier botanische Urgesteine in Form von verschiedenen Bärlappgewächsen. Eine Pflanzenfamilie, welche bereits viel früher entstanden ist und im Gegensatz zu den Dinosauriern bis heute erfolgreich die Erde bewohnt.

Gemeinsam starten wir auf dem Gipfel des Niederhorns mit der Bärlappjagd. Auf der Frühherbstwanderung erfahren wir, wieso Bärlappe in mancher Hausapotheke zu finden sind und wieso sie manchmal für ganz viel Theater sorgen.

Nebst häufigeren Vertretern der Bärlappgewächse suchen wir auch zwei unscheinbare, eher seltenere Arten. Den Keulen-Bärlapp (Lycopodium clavatum) und den Moorbärlapp (Lycopodiella inundata). Besonders Zweiterer wird in der Schweiz immer seltener. Wieso es dem Moorbärlapp in gewissen Regionen der Schweiz an den Kragen geht, wo es noch regelrechte Moorbärlappfelder zu bestaunen gibt und mit welchen eher unorthodoxen Methoden man diese Zwischenmoorart erhalten kann, werden wir gleich an einer Population entlang des Wanderwegs erkennen.

Vom Gipfel wandern wir bis zur Busstation Tourist-Center in Beatenberg (850 Höhenmeter, 7 km, ca. 2.5 h reine Wanderzeit). Hier nehmen wir den Bus nach Interlaken.

Mitnehmen: Genügend Getränke und Picknick, der Witterung angepasste Kleidung, gutes Schuhwerk, Sonnenschutz, falls vorhanden Lupe