4 x ENDEMITEN DER SCHWEIZ + 2 x FLIB (FLORENINVENTAR BERN)
Die Exkursionen 2015 sind den Schweizer Endemiten und dem Floreninventar Bern gewidmet.
Endemiten haben botanisch Interessierte schon immer in ihren Bann gezogen. Wie kommt es, dass manche Arten so enge Verbreitungsareale haben und auf ein kleines Gebiet beschränkt vorkommen? Welches sind die Schweizer Endemiten und wie wertvoll ist dieser botanische Schatz, den wir hüten? Auf vier Exkursionen gehen wir dem Thema Endemismus anhand von konkreten Beispielen nach und entdecken dabei besonders schöne und spannende Ecken der Schweiz.
Freitag, 24. April 2015
Die BBG wird Gotte! Das Patenquadrat zu Bümpliz Süd
Mit Andi Gygax und Adi Möhl
Treffpunkt: Freitag, 24. April 2015, 15.15 Bahnhof Bümpliz Süd
Kontaktnummer (für Spätankömmlinge): 079 722 75 24
Eigentlich ist es eines der spannendsten Quadrate in Bern…da gibt es Bahnhofanlagen, Quartiere, leere Hinterhöfe, ein Teich und sogar ein Stück Waldrand. Bisher wurde das Quadrat am Bahnhof Bümpliz Süd höchst stiefmütterlich behandelt. Das soll sich ändern!
Die BBG ist neu Gotte von diesem Quadrat und unter Anleitung von Andreas und Adrian startet am 24. April die Kartiersaison im BBG Patenquadrat. Je mehr wir sind, desto mehr können wir kartieren. Diese Exkursion richtet sich sowohl an Cracks (man darf sich auch eine eigenen Strasse „schnappen“ und versuchen, die anderen an dem Abend zu überbieten) als auch an alle diejenigen, die zu Beginn der Saison die Artenkenntnisse etwas auffrischen möchten. Oder eben an alle die, welche gern einmal bei einer Kartierung des Floreninventars Bern dabei wären.
Wir kartieren ab 15.15 … so lange, wie wir Lust haben oder es das Tageslicht zulässt…
Sonntag, 10. Mai 2015
Die Frühaufsteherin – zu Pulmonaria helvetica nach Cheyres
Mit Markus Bolliger (dem Beschreiber der Art!)
Treffpunkt: Bahnhof Cheyres 9.45
Bern ab: 08.34 (Gl.1)
Freiburg an: 08.55
Freiburg ab: 09.04 (Gl 4AB)
Cheyres an: 09.43
Wenn auch unser Hauptinteresse dem Endemiten gilt, werden wir doch nicht mit Scheuklappen zur Lungenkrautschlucht eilen und wieder zurückhasten. Auf dem Hinweg durch die Weinberge ist unter anderem zu rechnen mit Schriftfarn (Ceterach officinarum), Roter Spornblume (Centranthus ruber), Rundblättrigem und Weichem Storchenschnabel (Geranium rotundifolium/ G. molle).
In den Trockenwäldern unterhalb “Pra Bosset” kommen vor: Saponaria ocymoides, Melittis melissophyllum, Festuca heterophylla, Sorbus torminalis, Amelanchier ovalis und Erica carnea. Eventuell blühen schon (ohne Gewähr!) Ohnsporn (Aceras anthropophorum) und Campanula persicifolia.
Auf dem Rückweg machen wir eine Schleife gegen den See (La Rochette) und wandern nach Estavayer-Le-Lac, um der Exkursion noch eine sportliche Note zu verleihen. Dort sieht man vielleicht schon Blätter von Hydrocotyle vulgaris, und auf der Wanderung entlang der ausgedehnten Schilfröhrichte viele typische Flachmoor- und Röhrichtarten – aber leider nur vegetativ, für die Flora der Sümpfe sind wir zu früh dran: Inula helvetica, Schoenus sp., Eriophorum sp., Hottonia palustris, Thalictrum flavum, Menyanthes trifoliata, Stachys palustris, Thelypteris palustris usw. Immerhin ist an manchen Stellen mit Cephalanthera rubra zu rechnen, und auch Ophrys holosericea ist möglich, wenn die Sterne gut stehen.
Rückreise:
Estavayer-le-Lac: 16.21 (Gl.1)
Freiburg an: 16.57
Freiburg ab: 17.04 (Gl.3)
Bern an: 17.26
Treffpunkt:
Bahnhof Aigle 09. 30
Bern ab: 07.34 (Gl.1)
Lausanne an: 08.40
Lausanne ab: 09.45
Aigle an: 09.15 – und dann reicht’s auch noch auf einen Kaffee
Durch die Altstadt von Aigle und die darüberliegenden Weinberge bringt uns ein schöner Weg zum Bois de la Glaive. Hier hat man fast dann Eindruck, in mediterrane Gefilde geraten zu sein. Föhrenwälder mit einer ausgeprägten Trockenvegetation warten auf uns. Hier findet sich auch ein isolierter Standort der Schweizer Lotwurz (Onosma helvetica), welche auch schon als spezielle Waadtländer Form beschrieben wurde und immer wieder in den Listen der Schweizer Endemiten aufgetaucht ist. Handelt es sich bei dieser prächtigen Pflanze, die ebenfalls im Zentralwallis verbreitet ist, tatsächlich um einen Schweizer Endemiten (wie der Name ja vermuten lässt)? Wie findet man sich im Dschungel der Artbeschreibungen in der Gattung Lotwurz (Onosma) zurecht. Solchen und ähnlichen Fragen gehen wir auf dieser Exkursion nach. Natürlich schauen wir auch all die weiteren Spezialitäten an, die im Bois de la Glaive blühen – und damit wir nicht ganz austrocknen, dafür wird spätestens bei unserer Ankunft in Ollon gesorgt.
Es ist dies eine relativ einfache Wanderung ohne zu viele Höhenmeter.
Rückreise:
Ollon (VD) ab: 16.30
Via Aigle
Bern an: 18.26
(oder eine Stunde später)
Samstag, 11. Juli 2015
Die Umstrittene – zu Arenaria bernensis auf die Bürglen
Mit Michael Jutzi
Treffpunkt:
Parkplatz Untere Gantrischhütte 09.20
Bern ab: 08.12 (Gl. 7)
Thurnen an: 08.33
Thurnen ab: 08.35
Gurnigel, Gantrischhütte an 09.16
Die Voralpenkette zwischen Stockhorn und zum Vanil Noir beherbergt einen grossen Pflanzenreichtum. Genau für diese Region ist das schmucke Berner Sandkraut (Arenaria bernensis) endemisch. Seit seiner Beschreibung als neue Art durch den Neuenburger Professor Claude Favarger 1963 blieb der taxonomische Status von Arenaria bernensis jedoch umstritten. Während sie der Synonymie-Index der Schweizer Flora mit Arenaria ciliata s.str. gleichsetzt, deuten neuere Forschungsergebnisse der Universität Fribourg darauf hin, dass sie eben doch als eigenständiges Taxon gelten kann.
Auf kühlen, nordexponierten Hängen im Gantrischgebiet ist das Berner Sandkraut nicht selten anzutreffen. Wir werden für unsere Exkursion die Fundstelle im Gipfelgebiet der Bürglen (2165 m) aufsuchen, wo der Zustieg einfach und ungefährlich ist. Der Weg dorthin führt uns erst am Gantrischseeli vorbei, wo uns schöne Bestände des seltenen Pyrenäen-Löffelkraut (Cochlearia pyrenaica) erwarten. Beim Aufstieg via Morgetepass treffen wir auf Arten wie Milchweisser Mannsschild (Androsace lactea), Buntes Läusekraut (Pedicularis oederi ) und Gelbes Alpen-Stiefmütterchen (Viola lutea). Gegen den Gipfel wachsen grosse Bestände vom Kopfigen Greiskraut (Tephroseris capitata) und der schmucke Hallers Spitzkiel (Oxytropis halleri s.str.)
Wenn die Zeit reicht, werden wir auf dem Rückweg einer alten Fundangabe zur Scheiden Segge (Carex vaginata) nachspüren. Es wäre die westlichste Fundstelle in der Schweiz. Und lasst uns immer die Augen offen halten nach dem Grauen Felsenblümchen (Draba incana), welche seit Jahrzehnten im Gebiet verschollen ist.
Für diese Exkursion werden eine gute Berggängigkeit und eine gewisse Fitness vorausgesetzt.
Rückreise:
Gurnigel, Gantrischhütte ab: 16.22
Thurnen an: 17.21
Thurnen ab: 17.25
Bern an: 17:48
Samstag, 22. August 2015
Die Seltene – zu Artemisia nivalis ans Unterrothorn
Mit Arnold Steiner
Treffpunkt:
Ausgang Station Rothorn 10.15
Bern ab: 7.07
Via Zermatt Blauherd
Rothorn an: 10.03
Zur Region Sunegga – Blauherd muss man wohl nicht viel sagen: wunderbare Ausblicke und eine superspannende Vegetation erwarten einen hier. Auf dieser Exkursion soll aber eine Pflanze ganz besonders im Mittelpunkt stehen: die Schnee-Edelraute (Artemisia nivalis)!
Bei dieser Art gibt es wohl am wenigsten Diskussionen, ob es sich um einen echten Endemiten handelt oder nicht – auch wenn das Potential die Art doch auch in Italien zu finden durchaus gegeben ist.
Arnold Steiner ist ein ausgezeichneter Kenner der Region und wird diese Exkursion leiten. Dabei werden neben weiteren spannenden Arten mit einer kleinräumigen Verbreitung (wie zum Beispiel der Schlitzblättrige Löwenzahn (Taraxacum dissectum), der hier nicht selten ist) auch verschiedene interessante Vegetationstypen im Mittelpunkt stehen. Der Panoramaweg führt entlang von Blaugrashalden (Seslerion albicantis) und Kalkschiefer-Schuttfluren (Drabion hoppeanae) in Richtung Blauherd. Wenn Zeit und Lust da ist, kann die Wanderung bis Sunnegga weitergeführt werden, wo noch ein paar botanische Überraschungen mehr zu entdecken sind.
Für diese Wanderung braucht es eine gewisse Fitness und sie ist für Leute mit Höhenangst nicht geeignet. Vom Unterrothorn bis Sunegga sind rund 900 Höhenmeter zu bewältigen. Eine entsprechende Ausrüstung ist also hier besonders wichtig.
Rückreise:
Zermatt ab: 17.37
Bern an: 19.54 (oder eine Stunde später)
Samstag, 5. September 2015
Zimtrose und Zebraspinne
Mit Beatrice Lüscher und Adi Möhl
Treffpunkt: 16.00 Orangerie Elfenau
Zum Geburtstag der Akademie der Wissenschaften gibt es ganz zum Abschluss der Saison noch eine interdisziplinäre Führung zum Floreninventar der Stadt Bern – ganz in der Tradition der „Pflanzen und Tiere“ Exkursionen, wie sie Beatrice Lüscher und Adi Möhl schon seit vielen Jahren organisieren. Die Elfenau ist sowohl für Pflanzen wie für Tiere ein kleines Paradies und auf unserem Rundgang wollen wir einmal mehr die Berührungspunkte von Zoologie und Botanik ausloten als auch schauen, was im Gebiet der Elfenau alles kreucht und wächst. Dauer ca. bis 19.00.
BBG Exkursionsprogramm 2015