Bern, dieser ehrwürdige Kanton, war einmal ganz gross. So zum Beispiel vor 1798, als das Waadtland und auch etliche Teile vom Aargau zu dessen Staatsgebiet zählten. Bis 1979 gehörte auch der nördliche Jura oder bis 1994 das Laufental zum Kantonsgebiet. Diese geographischen Änderungen bilden die Grundlage zum diesjährigen Motto: Botanisieren im Alten Bern.
So werden wir charakteristische Trockenwälder und -Wiesen im Waadtland, ein Feuchtgebiet an der Reuss im Aargau und Magerweiden im Laufental mit all ihren typischen und speziellen Arten besuchen. Die diesjährige botanisch-zoologische Exkursion führt uns in die alpine Stufe auf den Bettelberg in der Lenk. Zudem dürfen wir der Jubiläumsexkursion der Bryolich in Bern beiwohnen. Zum herbstlichen Abschluss erkunden wir in einem prächtigen Weisstannenwald bei Gsteig die Pilze.
1. Exkursion Onnens bei Yverdon – Halbtrockenrasen in der Chassagne
Datum: 20. Mai 2006
Leitung: Beat Fischer, Bern
Treffpunkt: 9.35; Bahnhof Onnens (VD)
Anreise: Bern ab: 7.42 (Umsteigen in Biel, Bus ab Yverdon), Onnens an: 9.32
Rückreise: Onnens ab: 16.21 (Umsteigen in Yverdon und Biel), Bern an: 18.18
Teilnehmerzahlbeschränkung: 25 Personen
Die Chassagne liegt am Südufer des Neuenburgersees. Hier finden sich aussergewöhnliche Halbtrockenrasen auf einem flachgründigen Felsuntergrund, durchsetzt mit Gebüschen und Eichen. Die wärmeliebende Vegetation weist seltene submediterrane Pflanzen und auch eine reiche Insektenfauna auf. Einige Arten, die uns erwarten: Ohnsporn (Aceras anthropophorum), Bienen-Ragwurz (Ophrys apifera), Walliser Kammschmiele (Koeleria vallesiana), Gemeines Tausendgüldenkraut (Centaurium erythraea), Flügel-Ginster (Genista sagittalis), Kamm-Wachtelweizen (Melampyrum cristatum) oder Trauben-Gamander (Teucrium botrys).
2. Exkursion Bois de Ferreyres bei La Sarraz – Trockenwiesen und -Wälder
Datum: 25. Mai 2006 (Auffahrt)
Leitung: Adrian Möhl, Bern
Treffpunkt: 10.00; Bahnhof La Sarraz (VD)
Anreise: Bern ab: 8.04 (Umsteigen in Lausanne), La Sarraz an: 9.51
Rückreise: La Sarraz ab: 18.06 (Umsteigen in Lausanne), Bern an: 19.56
Teilnehmerzahlbeschränkung: 25 Personen
Das Bois de Ferreyres in der Nähe von La Sarraz ist ein botanisches Paradies sondergleichen. Alleine landschaftlich besticht der offene Flaumeichenwald im Frühling mit seinem reichblühenden Unterwuchs. An vielen Stellen können so genannte “garrides”, offene Vegetationstypen auf dem sehr flachgründigen Boden gefunden werden. Die Buchshecken welche die Trockenrasen umsäumen erinnern vielerorts an eine Parklandschaft, “un paysage buccolique” wie wir sie vielleicht noch allenfalls von Gemälden aus längst vergangenen Zeiten kennen. Auf dieser Exkursion werden wir viel Wissenswertes zum Wald von Ferreyres erfahren, wir werden zahlreiche Orchideenarten und viele für die Schweiz seltene oder stark geschützte Arten sehen und uns auch intensiv mit der Frage auseinandersetzen, wie eine solche prächtige Landschaft erhalten und geschützt werden kann. Arten, die wir erwarten:
Hummel-Ragwurz (Ophrys holosericea), Fliegen-Ragwurz (Ophrys insectifera), Kleine Orchis (Orchis morio), Faserschirm (Trinia glauca), Gewöhnliche Küchenschelle (Pulsatilla vulgaris), Weisse Brunelle (Prunella laciniata) und Trauben-Gamander (Teucrium botrys).
3. Exkursion Rottenschwil im Reusstal- Altwasser, Riedwiesen & Renaturierungen
Datum: 4. Juni 2006 (Pfingsten)
Leitung: Josef Fischer, Rottenschwil (AG)
Treffpunkt: 9.15; Rottenschwil Post
Anreise: Bern ab: 7.32 (Umsteigen in Aarau, Othmarsingen, Bus ab Muri AG), Rottenschwil Post an 9.12
Rückreise: Rottenschwil Hecht ab: 16.40 (Umsteigen in Muri, Othmarsingen, Aargau), Bern an: 18.28
Teilnehmerzahlbeschränkung: 25 Personen
Die Reussebene südlich von Bremgarten ist ein altes Schwemmland mit einer hohen Dichte an national bedeutenden Flachmooren (Riedwiesen), Auen und Amphibien-Laichstellen sowie einem Wasser- und Zugvogel-Reservat. Besonders reich sind in diesem Gebiet Pfeifengraswiesen ausgebildet. Die charakterisierende Sibirische Schwertlilie (Iris sibirica) wird am Exkursionsdatum schon mehr oder weniger verblüht sein. Diese Landschaft wartet aber mit vielen weiteren Kostbarkeiten auf wie Froschbiss (Hydrocharis morsus-ranae), Wasser-Schierling (Cicuta virosa), Dreikantige Flechtbinse (Schoenoplectus triqueter), Zypergras-Segge (Carex pseudocyperus), Filzfrüchtige Segge (Carex tomentosa), Fleischfarbige Fingerwurz (Dactylorhiza incarnata), Natterzunge (Ophioglossum vulgatum), Sumpfgrille, Zierliche Moojungfer, Kammmolch, Ringelnatter, Kiebitz und Neuntöter. Die jahrzehntelangen Bemühungen zum Schutz der Reusstaler Biotope wie auch Erfahrungen und Strategien mit Pflege und Revitalisierungen werden thematisiert und an eindrücklichen Beispielen aufgezeigt.
4. Exkursion Blauen im Laufental – Trockenwiesen, -Wälder und Ihre Insekten
Datum: 8. Juli 2006
Leitung: Matthias Plattner, Hintermann & Weber AG, Reinach (BL)
Treffpunkt: 9.20; Bahnhof Laufen; Extrafahrt mit Postauto nach Blauen.
Anreise: Bern ab: 8.04 (Umsteigen in Basel), Laufen an: 9.20
Rückreise: Dittingen ab: 17.32 (Umsteigen in Zwingen, Delémont und Biel), Bern an: 19.30
Teilnehmerzahlbeschränkung: 25 Personen
Am Südabhang des Blauen liegen grossflächige Magerweiden eingebettet in eine alte Kulturlandschaft. Wir besuchen die Blauen- und Dittingerweide um möglichst verschiedene landschaftliche Aspekte und die herausragenden Lebensräume kennen zu lernen. Neben der artenreichen Flora – alleine auf der Dittingerweide kommen an die 500 Gefässpflanzenarten vor! – werden uns sicher einige botanische Kostbarkeiten begegnen. Daneben wollen wir auch ein Auge auf die vorkommenden Tiere, insbesondere die reiche Tagfalterfauna werfen. Im Sommeraspekt hoffen wir neben Sonnenröschen, Skabiosen und Wundklee auch botanische Kostbarkeiten wie die beiden Enziangewächse Bitterling (Blackstonia perfoliata) und Tausendgüldenkraut (Centaurium erythraea) und verschiedene Orchideen (Anacamptis, Cephalanthera spec. usw.) blühend anzutreffen.
5. Exkursion Stübleni-Bettelberg, Lenk – Pflanzen & Tiere im Alpinen Lebensraum
Datum: 29. Juli 2006
Leitung: Adrian Möhl (Botanik) & Beatrice Lüscher (Zoologie), Bern
Treffpunkt: 10.05; Talstation Bettelbergbahn, Lenk; Fahrt auf den Bettelberg
Anreise: Bern ab: 8.09 (Umsteigen in Spiez und Zweisimmen), Lenk an: 9.55, Fussweg zur Talstation der Bettelbergbahn
Rückreise: Mittelstation Bettelbergbahn, Lenk ab: 17.28, Bern an: 19.21
Teilnehmerzahlbeschränkung: 25 Personen
Die Dollinenlandschaft “Stübleni” auf dem Bettelberg ist alleine eine Reise wert. Bei der diesjährigen Tier-Pflanzenexkursion stehen weniger die grossen (botanischen) Seltenheiten im Zentrum unserer Aufmerksamkeit, sondern vielmehr die unglaubliche Vielfalt die uns die Nordalpen bieten. Einmal mehr stehen Tiere und Pflanzen gemeinsam “auf der Bühne” und wir wollen uns besonders auch Themen der zoologisch-botanischen Interaktion wie “Bestäubung” oder “Fressen und Gefressenwerden” widmen. Beatrice Lüscher wird uns spannende Geschichten aus dem Reich der Wirbellosen und der Amphibien erzählen, Adrian Möhl wird Wissenswertes zum Pflanzenleben in den Alpen vermitteln.
6. Exkursion Bremgartenwald bei Bern – Moose und Flechten
Datum: 2. September 2006
Leitung: Irène Roth (Flechten), Bern & Heike Hofmann (Moose), Biel
Treffpunkt: 14.00; Bern Endstation Bus Nr. 12 Länggasse (bei Anreise mit ÖV) oder 14.15; Strässchen östlich vom Glasbrunnen. Koordinaten 598.26/201.18 (bei Anreise mit dem Auto, Parkplatz in der Nähe der Kantonsstrasse)
Besonderes: Bryolich (Schweizer Vereinigung für Bryologie und Lichenologie) Jubiläumsexkursion zum 50. Geburtstag. Taschenlupe mit min. 5facher Vergrößerung mitnehmen. Keine Anmeldung nötig.
Zauberwelt am Wegrand – Exkursion in die Welt der Flechten und Moose. Ziel der Exkursion ist es, interessierten Laien einen kleinen Einblick in die Welt der Moose und Flechten zu verschaffen. Dabei werden häufige und für die Region typische Arten vorgestellt, aber auch einige seltenere und geschützte Arten. Neben Erläuterungen zum Bau dieser Organismen wird auch auf ihre Ökologie, Gefährdung und Schutz sowie ihre Fortpflanzung eingegangen. Informationen zum Jubiläum der Bryolich und weiteren Moos- und Flechten-Exkursionen findet man unter www.bryolich.ch
7. Exkursion Gsteig – Pilzexkursion in den Allmi-Weisstannenwald
Datum: 16. September 2006
Leitung: Guido Bieri, Bern
Treffpunkt: 10.30; Gsteig bei Gstaad, Post
Anreise: Bern ab: 8.09 (Umsteigen in Spiez und Zweisimmen, Bus ab Gstaad), Gsteig bei Gstaad, Post an: 10.24
Rückreise: Gsteig bei Gstaad, Post ab: 16:33, Bern an: 18:51
Teilnehmerzahlbeschränkung: 25 Personen
Die Rundwanderung führt an die Saane, durch den Allmiwald auf die Alp Topfel und zurück nach Gsteig. Im Allmiwald, ein feuchter Weisstannenwald mit zum Teil mächtigen Weisstannen und viel Totholzanteil werden sie die typischen Pilzarten kennenlernen. Zum Beispiel die Mykorrhiza-Pilze der Weisstanne: Schwarzgrüner Klumpfuss (Cortinarius atrovirens), Grauer Klumpfuss (Cortinarius caesiocanescens), Mehligriechender Klumpfuss (Cortinarius dionysae), Orange-Schneckling (Hygrophorus pudorinus), Hohlstieliger Täubling (Russula cavipes) und mit Glück den Tannen-Stachelbart (Hericium flagellum). Aber auch Elemente des subalpinen Fichtenwaldes, wie Habichtspilz (Sarcodon imbricatus), Doppelring-Möhrling (Catathelasma imperiale) und Zweifarbiger Scheidenstreifling (Amanita battarrae) können wir antreffen.